Ersteindruck – »Azumanga Daioh« – Voll auf die Lachmuskeln! (Vol. 1)

Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.

Dandadan Band 1
Titel: Azumanga Daioh
Genre: Comedy, Slice of Life
Studio: J.C. Staff
Release: 07.04.2023
Episoden: 26 à 24 Minuten
Publisher: Hardball Films
Preis: 53,99 € (2 Volumes)

(Basis für diesen Ersteindruck ist die erste Blu-ray-Volume mit den Episoden 1 bis 13.)

Im Jahr 2002 erschien der Anime »Azumanga Daioh« im japanischen Fernsehen und schon 2006 wurde die Serie von ADV Films in Deutschland mit deutscher Synchronisation veröffentlicht. Da diese Veröffentlichung nicht mehr im Handel erhältlich ist, hat sich Hardball Films die Lizenz geschnappt und veröffentlicht »Azumanga Daioh« nicht nur auf DVD, sondern erstmals auf Blu-ray mit deutscher sowie japanischer Sprachausgabe und einem schicken Button-Set als Extra.

Heute will ich mich deshalb nicht nur Fragen widmen, ob der Humor aus 2002 auch noch in der heutigen Zeit funktioniert, sondern auch wie eine der ersten deutschen Umsetzungen eines Comedy-Klassikers gelungen ist.

(Zusammenfassung)

Willkommen im alltäglichen Wahnsinn von Azumanga Daioh! Die hochbegabte zehnjährige Chiyo hat gleich mehrere Klassen übersprungen und geht nun auf die High School. In der Klasse der impulsiven Englischlehrerin Frau Yukari trifft sie auf einen bunten Haufen unterschiedlicher Charaktere: die durchtriebene, aber faule Tomo, die am liebsten ihre pflichtbewusste und kluge beste Freundin Yomi zur Weißglut bringt, die introvertierte und sportliche Sakaki, die eine Vorliebe für niedliche Tiere hat, und nicht zuletzt die zerstreute Träumerin Ayumu, die von Osaka nach Tokio gezogen ist und daher von allen nur Osaka genannt wird. Zusammen ergeben sie eine chaotische Truppe, mit der es garantiert nie langweilig wird!

Hardball Films

 

Plus Eine Serie zum Wohlfühlen

Azumanga Daioh - Screenshot 1AZUMANGA DAIOH © 2002 Kiyohiko Azuma / ASCII Media Works / Azumanga Daioh Committee / Hardball Films

Als Adaption eines sogenannten 4-koma-Manga, in dem in wenigen Panels schnelle Witze erzählt werden müssen wie beispielsweise im westlichen »Garfield«, könnt ihr bei »Azumanga Daioh« natürlich keine zusammenhängende Story erwarten, da die Vorlage selbst dies nicht leistet. Die einzelnen Episoden bestehen jeweils entweder aus einer kleinen Haupthandlung wie beispielsweise einem Kulturfestival oder einem Sportfest oder lassen die Figuren in unterschiedlichen Situationen miteinander interagieren. »Azumanga Daioh« ist somit der Vorreiter für Serien wie »Lucky Star« oder »Nichijou«. Somit fühlen sich einige der einzelnen Situationen für den geübten Anime-Zuschauer zwar sehr vertraut an, »Azumanga Daioh« war aber die erste wirklich erfolgreiche Slice-of-Life-Serie war und somit dem Genre die Möglichkeit gegeben hat, sich zu entfalten.

Die größte Stärke von »Azumanga Daioh« ist sicherlich der Humor. Im Vergleich zu aktuellen Comedy-Highlights wie »Kaguya-sama: Love is War« oder »Bocchi The Rock!« ist »Azumanga Daioh« kein Effektfeuerwerk, sondern arbeitet größtenteils mit simplen Animationen und Standbildern – was sicherlich auch mit dem Produktionsjahr zusammenhängt. Trotzdem schaffte die Serie es, durch cleveres Writing sowie einfachen visuellen Elementen mich immer wieder zum Lachen zu bringen. So hat die neue Mitschülerin Osaka in einer Episode einen Schluckauf und kann diesen nicht loswerden. Ihre Freundinnen schlagen ihr auf den Rücken, erschrecken sie und versuchen, ihr die Ohren und Nase zuzuhalten. Die immer weitere Eskalation – die fast bis zur Erstickung von Osaka führt – dieser einfachen Situation führt die Serie ab absurdum und brachte mich dazu, lauthals loszulachen.

Generell nutzt die Serie sehr häufig starke Übertreibungen, die größtenteils auch sehr gut funktionieren: So will die Schülerin Sakaki in einer der ersten Episoden eine Katze streicheln, wird beim Versuch aber von dieser immer wieder gebissen. Anstatt normal zuzubeißen wird die Katze beim Attackieren aber als Mischung aus Katze und Raubtier dargestellt. All diese einzelnen witzigen Situationen führen dazu, dass »Azumanga Daioh« speziell dafür geeignet ist, immer mal wieder eine Episode einzulegen.

 

Mixed Charaktere, die man lieb haben muss

Azumanga Daioh - Screenshot 2AZUMANGA DAIOH © 2002 Kiyohiko Azuma / ASCII Media Works / Azumanga Daioh Committee / Hardball Films

Wie bei ähnlichen Slice-of-Life-Anime lebt auch »Azumanga Daioh« von den verschiedenen Charakteren. Da die Serie eher Skit-artig aufgebaut ist, bekommen die Hauptcharaktere eher wenige Möglichkeiten, sich wirklich weiterzuentwickeln. Vielmehr besitzt jede Figur eine spezielle Charaktereigenschaft, die in Kombination mit den anderen Figuren zu den wichtigen Situationen führt. So ist Osaka sehr ruhig und schwimmt oft in ihrer eigenen Welt – ähnlich wie Bocchi aus »Bocchi the Rock!« – und vergisst dadurch zum Beispiel, in der Schule vernünftig aufzupassen. Als Gegensatz dazu ist Tomo ein typisches Genki-Girl und versucht, die Lage immer positiv zu sehen. Dadurch stürmt sie häufig in Situationen und wirkt etwas tollpatschig. Zusätzlich haben wir noch eine eher realistisch und logisch denkende Figur (Yomi), ein mysteriöses und schüchternes Mädchen (Sakaki), ein sportliches Mädchen (Kagura) sowie das Genie (Chiyo).

Die einzelnen Eigenschaften wirken auf den ersten Blick zwar eindimensional, im Zusammenspiel miteinander haben sie es aber immer wieder geschafft, mich zu überraschen. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass alle Freundinnen sich wirklich gerne haben. Dies macht »Azumanga Daioh« zu einem Feel-Good-Anime. Sicherlich wirken gerade Tomos Aktionen – wenn sie beispielsweise beginnt, Osaka mit voller Wucht auf den Rücken zu schlagen – etwas grob, aber auch sie hat nur gute Intentionen. Die Abwesenheit von Drama oder Gegnern hat mir sehr gut gefallen, da sich die Serie als reine Slapstick-Comedy somit von vielen anderen Gerne-Vertretern absetzt.

Hervorzuheben ist neben den Schülerinnen auch das Zusammenspiel der beiden Lehrerinnen Yukari Tanizaki und Minamo Kurosawa. Yukari unterscheidet sich stark von den sonstigen Lehrern aus Anime, da sie eher impulsiv ist – so stiehlt sie in einer der ersten Episoden ein Fahrrad – und gerne Alkohol trinkt. Kurosawa hingegen ist eine eher seriöse Lehrerin, die versucht, Yukari unter Kontrolle zu halten. Die gemeinsamen Szenen dieser beiden Lehrerinnen sind meine absoluten Lieblingsszenen, weil sie neben den typischen Witzen auch die Verzweiflung des Erwachsenenlebens auf humoristische Weise darstellen.

 

Plus Das Alter der Serie ist erkennbar

Azumanga Daioh - Screenshot 3AZUMANGA DAIOH © 2002 Kiyohiko Azuma / ASCII Media Works / Azumanga Daioh Committee / Hardball Films

Auch wenn ich mit der Serie viel Spaß hatte, merkt man ihr das Alter grundsätzlich an. Neben dem 4:3-Bildformat, den eher kargen Hintergründen und vielen Standbildern ist dabei speziell der Humor des dritten Lehrers Kimura zu nennen. Kimura ist der typische alte männliche Lehrer, der die jungen Schülerinnen gerne in Schwimmanzügen oder kurzen Röcken sieht und sie das auch immer wieder wissen lässt. So schlägt er vor, dass die Schülerinnen nur noch in Bikinis schwimmen sollten, oder möchte das Badewasser trinken, in dem die Schülerinnen vorher geschwommen sind. Das ist in den ersten zwei bis drei Szenen noch witzig, nach einiger Zeit fand ich es persönlich aber eher verstörend, speziell da er dafür bis auf ein paar kleine Bemerkungen der Schülerinnen keine Konsequenzen zu spüren bekommt. Das führte dazu, dass ich mich gefragt habe, ob diese Art von Loli-Komplex einfach ohne großes Nachfragen hingenommen wird.

Auf der einen Seite fand ich das deutsche Dialogbuch sehr stark. So werden die verschiedenen Witze versucht, auf gekonnte Weise in die deutsche Sprache zu übersetzen. Dies funktioniert in den meisten Fällen erstaunlich gut, sogar dann, wenn es um spezifisch Japanisches geht – beispielsweise das Schulkulturfest. Leider zeigt die Dialogregie von vor 20 Jahren einige Schwächen. So sprechen unterschiedliche Sprecherinnen verschiedene Wörter auf verschiedene Weise aus: Speziell die Wörter »Sakaki« und »Osaka« haben mindestens drei verschiedene Aussprachen erhalten, was mich teilweise etwas verwirrt hat. Dies ist etwas traurig, da die Synchronsprechenden selbst eine sehr gute Arbeit abliefern und die verschiedenen Emotionen der Figuren gut rüberbringen.

 

Fazit:

»Azumanga Daioh« ist trotz einiger visueller Abstriche sowie teilweise fragwürdigen Witzen auf Kosten von jungen Mädchen auch in der heutigen Zeit noch ein witziger Slapstick-Anime. Jeder Fan von Comedy und Slice-of-Life-Serien sollte »Azumanga Daioh« eine Chance geben, speziell da sie als Vorbild für viele aktuelle Serien galt.

Ihr werdet bei »Azumanga Daioh« zwar keine zusammenhängende Geschichte oder herzzerreißendes Drama finden, ihr werdet nach dem Schauen einiger Episoden aber sicherlich gute Laune haben!

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Rezensionexemplar Hardball Films

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