Anime-Review: Magical Girl Raising Project

Magical Girl Raising Project - Cover(Quelle: MAL)
Titel: Magical Girl Raising Project
Genre: Psychodrama
Studio: Lerche
Release: 2016
Folgen: 12 à 24 Minuten
Publisher: Crunchyroll
Preis: im Simulcast-Abo

Mahou Shoujo Madoka Magica ist mit seiner Brutalität bekanntermaßen der erste wirklich erfolgreiche Magical-Girl-Anime unter Teenagern und Erwachsenen. Bekannt ist auch, dass schon viele Versuche, den König vom Thron zu stürzen, gescheitert sind. Wie beliebt der Anime-Meilenstein in seinem Ursprungsland aber wirklich ist, ist für uns Außenstehende kaum zu begreifen. Tatsächlich erscheint in Japan alle zwei Monate eine neue Ausgabe der Manga Time Kirara Magica, welche nur Manga mit Bezug zu Mahou Shoujo Madoka Magica veröffentlicht.

Die Rechnung hier ist simpel: Lerche, das Studio hinter dem Danganronpa-Anime, setzt mit Magical Girl Raising Project auf Magical Girls statt auf talentierte Oberschüler. Ein lustiges Maskottchen gibt es dennoch. Doch ob der Schüler seinen Meister wirklich übertreffen kann oder ob die Serie letztendlich nur eine Kopie bleibt, klären wir in unserer Review.

(Zusammenfassung)

Magical Girl Raising Project ist ein beliebtes Social-Media-Spiel, welches die besondere Eigenschaft hat, einem von 10.000 Spielern die Möglichkeit zu geben, ein richtiges Magical Girl zu werden. So besitzt jedes Magical Girl individuelle Fähigkeiten und muss mit deren Hilfe sogenannte Magical Candy sammeln, die sie erhalten, wenn sie den Menschen helfen. Eines Tages kündigt die Verwaltung des Spiels jedoch an, dass es zu viele Magical Girls in der Stadt gibt und deswegen die Anzahl auf die Hälfte reduziert werden soll, indem jede Woche das Magical Girl mit den wenigsten Magical Candy seine Kräfte verliert. Doch die Mädchen finden schnell heraus, dass dies nicht das einzige Schicksal derer ist, die ihre Kräfte verlieren und so entfacht unter den Magical Girls ein Kampf um Leben und Tod.

Handlung

Smartphone-Games sind in Japan der Schrei und um aus einem solchen einen Todeskampf in der echten Welt zu machen, ist nicht mehr viel nötig, wie zahlreiche Anime wie Btooom zeigen. Mit einem dünnen und aufgesetzten Konzept kommt also auch dieser Anime daher: Wenn normale Menschen Fotos von Magical Girls machen, sind diese eben verschwommen, und wenn ein Magical Girl seine Kräfte verliert, stirbt es halt auch in der Realität. Schuld an dem Ganzen ist das ominöse Land der Magie, das als Sündenbock für alles herhalten muss. Bis das Death-Game allerdings in Fahrt kommt, vergehen 4 blutlose Folgen und auch der letzte Kampf lässt mit Monologen und Recaps gestreckt 2 Folgen auf sich warten. Und nein, es ist nicht nötig, das Ende von Mahouiku emotional aufzubauen – lieber kurz und schmerzlos. Es ist schon erschreckend, einen Anime zu sehen, dessen Mittelteil brilliert, denn immer wieder bringt Maskottchen Fav mit neuen Updates, Items und Regeländerungen die Magical Girls dazu, sich zu bekriegen. Auch bricht der Anime gerne mit Tabus: So wird im späteren Verlauf eine minderjährige Schwangere ohne Schulabschluss samt Ungeborenes getötet. Ansonsten folgt der Anime einem strikten Ablaufsplan: Nachdem ein Charakter seine Hintergrundgeschichte erzählt bekommen hat, muss er ableben. Magical Girl Raising Project schafft es so nicht, emotionale Konzepte wie Verlust, Freundschaft und Verzweiflung glaubhaft rüberzubringen.

Charaktere

Ein Anime, wo man mehr über die Charaktere in den Werbetrennern lernt als in den Szenen selbst? Klingt komisch, aber auch wenn ich hier etwas übertreibe, etabliert der Anime tatsächlich keinen wirklichen Hauptcharakter und selbst die naive, hilfsbereite Koyuki Himekawa, die als Snow White einem Magical Girl am nächsten kommt, ist lange Zeit nur flach charakterisiert. Nun kämpfen 16 Charaktere also darum, dass Lerche ihnen mit Hintergrundgeschichten Tiefe verleiht, nur um kurz darauf das Zeitliche zu segnen. Außerdem werden die Auserwählten meist mit charakterlich komplett entgegengesetzten Versionen von sich in ein Team geworfen und auch die Bösewichte der Show verstecken sich hinter eher unscheinbareren Charakteren. Die Fähigkeiten wie Unsterblichkeit, sich in Objekte verwandeln oder die Stimmen von Hilfsbedürftigen hören sind nicht weit hergeholt und mal mehr und mal weniger geeignet für den Kampf. App-Maskottchen Fav, das den Mädchen bewusst Dinge verschweigt und sie immer wieder zu Kämpfen anstachelt, dürfte sicher nicht nur mir als Kyuubey- beziehungsweise Monokuma-Verschnitt aufgefallen sein. Ansonsten zählen zu den Magical Girls eine Ritterin, ein Ninja- und ein Roboter-Mädchen, eine Goth-Lolita, zwei Engel-Geschwister, eine Hündin, eine Hexe, eine Waldmusikerin, eine Nonne, ein Prinz, eine Königin, eine Revolverheldin, ein Mädchen im Pyjama und eines im Schwimmanzug – damit auch das letzte Klischee erfüllt ist.

Animation

Der menschliche Körper besteht in Magical Girl Raising Project zu 100% aus Blut. Bei dem ganzen Blut haben die Animator aber offenbar das Auge fürs Detail verloren, denn hier und da schlichen sich Animationsfehler ein: Mal fehlte Ripple ein Handschuh oder man vergaß beim Hochschrecken Schultern und Arme zu animieren. Außerdem ist es im Anime fast immer nachts. Das passt nicht nur atmosphärisch gut ins Konzept, man spart sich auch eine Menge Arbeit mit den Hintergründen. Diesen Aufwand steckte man dafür in die recht flüssigen Kampfanimationen mit heraufbeschworenen Erdmauern & Co, bei denen kein Grashalm stehen blieb. Auch wenn man bei den Effekten vor allem ökonomisch gedacht hat, hat der Anime mit dem Spalten der Patronenhülse im Flug oder den Unterhaltungen mit großköpfigen Avataren im Chatroom seine Magic-Moments. Des Weiteren fallen die süßen, bunten Charakterdesigns in der dunklen Umgebung natürlich doppelt auf. Abseits der Kämpfe jedoch wirken die Magical Girls in ihren menschlichen Formen reichlich uninspiriert und auch Opening und Ending bestehen nur aus Szenen, die so auch 1:1 im Anime hätten vorkommen können, oder spärlich animierten Standbildern. Im Gegensatz zu anderen aktuellen Animationen bleibt der Anteil verhauener Gesichter, kostensparenden 3D-CGI-Maßnahmen und unliebsamen Standbildern in Mahouiku aber stets auf einem Minimum.

Sound

Soundtechnisch haben diesen Anime zwei Personen zu verantworten: Musikkomponist Takurou Iga, der zuvor nur für den Anime Hidan no Aria AA den Soundtrack komponierte, und Sounddirektor Satoki Iida, der die Soundkulissen nahezu aller Key-Anime zu verantworten hat – entsprechend fällt diese mit ihren ganzen Blutschwallgeräuschen auch gut aus. Beim Soundtrack sieht das anders aus: Quasi inexistent und nur stellenweise mit demselben simplen Track versehen beschlich mich bei den ersten vier Folgen das Gefühl, der Soundtrack sei zu dem Zeitpunkt noch gar nicht fertiggestellt. Man setzte eben auf Allzweck-Instrumente wie Klavier, Flöte und einige synthetische Klänge. Die elf Klingel-Töne des Werbetrenners waren da schon die größte Eigenleistung. Ab Folge 5 aber bekam man nette Charakter-Themes wie Calamity Marys Western-Track mit Mundharmonika und Gitarre oder einen fetzigen E-Gitarren-Track in Kämpfen auf die Ohren. Auch die bilingual aufgewachsene Vocaloid-Coversängerin Nano mit ihrer tiefen Alt-Stimme macht einen guten Job beim Singen der rockigen Ballade Dreamcatcher für das Ending. Das poppigen Opening Sakebe von Synchronsprecherin Manami Numakura mit seiner schwachen Soundkulisse gewinnt aber vermutlich keinen Grammy. Die passenden Synchronsprecher zu finden, war aufgrund der sehr archetypischen Charaktere wohl kein Problem. Kleiner Fun-Fact zum Schluss: Der Sprechercast besteht nur aus Frauen.

Fazit

Handlung: Charaktere: Animation: Sound: Gesamt:
7 / 10 7 / 10 7 / 10 6 / 10 69 / 100

Magical Girl Raising Project ist der dreckige Kampf vieler fast gleichberechtigter, archetypischer Charaktere um Screentime. Der Widerspruch zwischen der dunklen Atmosphäre und den bunten Kämpferinnen als kreatives Mittel reicht zwar bei Weitem nicht aus, um das abgegriffene Battle-Royale-Genre aus seiner Asche zu erheben, die Hintergrundgeschichten zu den Magical Girls wecken aber schon Interesse. Schaut man also über den schwachen Start hinweg, können einen die blutigen Kämpfe in schöner Soundkulisse definitiv in seinen Bann ziehen.

Plus Minus
  • archetypische Charaktere mit Geschichte
  • flüssige Kampfsequenzen
  • gute Soundkulisse
  • generisches Konzept
  • sparsame Animationen mit Fehlern
  • lustlose erste Folgen

Ähnlich: Mahou Shoujo Madoka Magica (Anime) + Danganronpa (Anime)

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