Ersteindruck – »More than a doll« – Maßband- und Nähmaschinen-Romantik

Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.

More than a doll - Band 1
Titel: More than a doll
Genre: Romance, Comedy
Mangaka: Shinichi Fukuda
Release: Januar 2018 (JP)
Bände: aktuell 6 in Japan
Verlag: Egmont Manga
Preis: 7,50 € pro Band

(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)

Jeder Convention-Besucher hat eine Meinung zu ihnen: Cosplayer. Sie verkörpern ihre Lieblingscharaktere aus Anime, Manga, Serien, Games oder ähnlichem und versuchen dem Original so nah wie möglich zu kommen. Dabei kauft man sich entweder ein fertiges Outfit oder man stellt das Cosplay eben selbst her, sei es durch Nähen oder Craften. Auch in Japan wird … oh Wunder … gecosplayed – und wie das Ganze in einem Manga dargestellt wird, sehen wir jetzt!

(Zusammenfassung)

Unterschiedlicher könnten die beiden nicht sein: Der schüchterne Gojo geht neben der Schule dem Schneidern nach und lebt sehr zurückgezogen. Marin hingegen ist quirlig, steht im Mittelpunkt und ist ein beliebtes Highschool-Girl. Jemand wie sie nimmt von einem Typen wie Gojo eigentlich keine Notiz. Eigentlich. Denn sie hat eine geheime Leidenschaft, für die er genau der Richtige ist.

Egmont Manga

Plus Zwei seltsame Charaktere, zwei seltsame Hobbys

More than a doll - Scan 1

Die Schöne und das Biest oder eben Wakana und Marin – Shinichi Fukuda bedient sich dem klassischen Zusammenspiel einer umschwärmten Persönlichkeit und eines zurückgezogenen Einzelgängers, die auf den ersten Blick wie die totalen Gegenteile erscheinen. Während um Marin immer eine ganze Schar Mädchen steht, fehlt Wakana der Anschluss in der Klasse.

Charakterlich ist Marin entsprechend sehr selbstbewusst und gibt bei Gegenwind Kontra, ist aber stets freundlich. Optisch wird das durch ihr modelhaftes Auftreten unterstützt, das durch facetttenhaften Outfits strahlt. Wakana versteckt sich hingegen sehr und nimmt vieles hin. Sein Kleidungsstil ist typisch unauffällig. Dieser Kontrast wird zusätzlich noch unterstützt durch ihre “vertauschten“ Interessen: Wakana steht total auf Puppen und Marin zieht sich Erotikgames rein. Schon allein das sorgt für frische Charakterdynamiken!

Denn Marin ist ein Otaku, sobald sie den Mund aufmacht, und wäre da nicht Wakanas seltsames Hobby im Kontrast, weniger süß und mehr seltsam wirken. Es lässt vermuten, dass durch das gemeinsame Cosplay-Projekt Wakanas Selbstvertrauen auch steigen könnte.

Mixed Ist das ein Manga für Jungs?

More than a doll - Scan 2

In Japan erscheint der Manga im »Young Gangan«-Magazin, einem Magazin mit größtenteils männlicher Zielgruppe, welches unter anderem Titel wie »Sekirei« und »Danmachi« veröffentlicht. Mit einem männlichen Protagonisten, einem freizügigen Thema wie dem Nähen von Cosplays, und der allgegenwärtigen Erotik schreit dieses Werk geradezu danach als Ecchi-Titel abgestempelt zu werden. Auch die unterschiedlichen Situationen wie Maße an einem Mädchen nehmen, die sich bis auf den Bikini entblößt, schreien geradezu nach Erotik. Quälend langsam zieht sich das Ausmessen für das Schnittmuster über ganze 2 Kapitel in die Länge, obwohl dieser Moment höchstens 10 Minuten seines Lebens gekostet hat. Auch wenn Wakana mehr als peinlich berührt ist und Marin sich cool gibt, spürt man dennoch eine gewisse Spannung und Nervosität. Diese ehrliche Scham ist erfrischend!

Ähnlich wie in »Savage Season« wird auch hier der Pubertät ein Platz im Rampenlicht gegeben. Jungsprobleme wie die Morgenlatte zeigen Probleme des Heranwachsens gut. Auch das starke Interesse an solchen Themen in diesem Alter und die totale, jugendliche Unbeschwertheit werden eingefangen. Während Marin ihm in aller Öffentlichkeit von irgendwelchen anrüchigen Erotik-Szenen erzählt und die Erwachsenen mit dem Kopf schütteln, fällt es ihr nicht einmal auf. Aber auch Wakana nimmt seine Aufgabe mit dem Schnittmuster etwas zu ernst. Statt ein paar Bilder zu googlen spielt er das Eroge, um das perfekte Schnittmuster zu zeichnen, und wirkt auf seinen Großvater etwas befremdlich, der das mit »Ach, die Jugend!« abtut. Auf diesem Level bewegt sich gewissermaßen der Humor der Reihe.

Positiv aufgefallen ist mir Wakanas Zurückhaltung, der sich in den vielen Situationen wie ein Gentleman verhält und sie nicht bedrängt, obwohl er offensichtlich nicht abgeneigt von ihr ist. Gerade diese Mischung aus Erotik, Scham und Zurückhaltung ist es, die dieses Werk amüsant macht – sozusagen eine sexy Romcom!

Mixed Viele positive Messages zu einem Preis

More than a doll - Scan 3

Shinichi Fukuda vermittelt ganz nebenbei durch Aussagen und Handlungen wichtige Werte. Marin stellt gleich zu Beginn in ihrer Mädchen-Clique klar, »Witze zu machen ist ok, aber man macht sich nicht über etwas lustig, was jemandem wichtig ist«, als sie auf ihre Anime-Keychains angesprochen wird. Selbst aus ihrer Eroge-Obsession zieht Marin eine Lebensweisheit: Man kann Sachen mögen, unabhängig vom eigenen Geschlecht! Damit spielt sie genauso auf Wakanas spezielle Vorliebe fürs Nähen an. Durch ihre Hobbys leben die beiden quasi in ihrer eigenen Welt und verbünden sich, um gemeinsam weiterzukommen. Dabei blühen die beiden langsam aber sicher auf.

Moralisch kommt das Ganze allerdings zu einem Preis: »Du musst deine Gefühle immer aussprechen, zu deinem eigenen Besten«, sind Marins Worte an Wakana, als er als Preis für sein konfliktfreies Leben sich den Putzdienst von seinen Mitschülern aufdrängen lässt. Im gleichen Moment überredet sie ihn, ihr beim Cosplaynähen zu helfen. Zumindest in diesem Punkt ist »Smile Down the Runway« mit ähnlicher Prämisse der bessere Titel.

Fazit:

»More than a doll« ist sowohl ein Manga für Cosplayer als auch für Fans von romantischen Komödien. Mit vielen lustigen Situationen sorgt die Geschichte für gute Laune. Auch wenn die beiden manchmal etwas zugespitzt wirken, ist ihre Geschichte gleichzeitig vollgepackt mit positiven Messages zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung und der Pubertät voller Hormone.

Rezensionsexemplar - Egmont

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