Angezockt – »Splatoon 3« – Bunt, bunter, Splatoon!

Nintendos beliebter Arcade-Shooter »Splatoon« ist zurück. Ob sich der schnelle und vor allem bunte Multiplayer-Titel rund um die Inklinge auch in seiner dritten Ausführung lohnt oder ob die Farbe langsam eingetrocknet ist, hat Phil Brülke für euch getestet.

splatoon boxart
Titel: Splatoon 3
Genre: Arcade-Shooter
Publisher: Nintendo
Entwickler: Nintendo
Release: 09. September 2022
USK: Ab 6 Jahren
UVP: 59,99 Euro

Es wird gekleckst, gerollt und abgetaucht. In »Splatoon« geht es vor allem um Farbe und wie diese schnellstmöglich auf die Oberflächen verteilt werden kann. In wenigen Minuten ist ein Match rum und jede Sekunde entscheidet über Sieg oder Niederlage. Die Schnelllebigkeit und der Nervenkitzel haben die »Splatoon«-Reihe zu dem gemacht, was sie heute ist, und »Splatoon 3« setzt genau bei diesen Aspekten wieder an. Da das Spielprinzip der Reihe bisher hervorragend ankam, hat Nintendo auch keinen Zwang darin gesehen, die große Revolution zu starten und alles auf den Kopf zu stellen, sondern bietet hauptsächlich Feinarbeit an manchen Ecken und kleine Neuerungen. So können sowohl Veteranen als auch Neulinge auf ihre Art »Splatoon 3« genießen.

 

Willkommen in Splatsville

splat 1Mitten im Ödland strömen die Inklinge, eine Art anthropomorpher Tintenfische, auf die Wüstenmetropole Splatville zu, wo es heiß hergeht. Denn dort findet man die neusten Waffen, freshe Outfits und vor allem eines: Revierkämpfe. In Splatsville geht es vor allem darum, sich im Kampf zusammen mit Mitstreitern gegen andere Inklinge zu messen. Doch bevor es in die Schlacht geht, gibt es viel zu erleben in der Großstadt.

Neben diversen Einkaufsmöglichkeiten bietet Splatsville so einiges. Die Stadt fungiert als eine Art Hub, in welchem ihr euch frei bewegen könnt. Geht auf Erkundungstour, redet mit NPCs oder schaut euch Zeichnungen von anderen Spielern an. Außerdem gibt es diverse Möglichkeiten sich neu einzukleiden, da nur die neusten Sneaker im Schlachtfeld für Siege sorgen. Die verschiedenen Kleidungsstücke besitzen nämlich Fähigkeiten, welche später im Kampf das Zünglein an der Waage ausmachen können. Neben Klamotten gibt es aber auch Waffen zu shoppen. Außerdem ist es möglich, über die Stadt aus die verschiedenen Spielmodi zu starten. Zwar macht das Erkunden der Stadt anfangs viel Spaß, wirkt aber schnell ermüdend, da ihr zu Fuß relativ langsam vorankommt. Dafür gibt es allerdings auch eine Lösung, denn alle Spielmodi sind auch über ein Menü erreichbar. So ist der Hub zwar nett gemeint, aber auf Dauer eher überflüssig.

 

Meine Farbe, mein Revier

splat 2Der bekannteste Modus in der »Splatoon«-Reihe ist der Revierkampf. In diesem geht es darum, als Team aus vier Personen mehr Farbe zu verteilen als das gegnerische Team. Hierbei stehen euch zahlreiche Waffen zur Verfügung, die es auch schon in älteren Teilen gab. Aber auch neue Waffen haben es in die Hände der Inklinge geschafft. Einerseits der Tri-Stringer, ein Bogen, der aufgeladen werden kann, um seine volle Kraft zu entfalten, andererseits das Splatana, welches, wie der Name vermuten lässt, einem Katana ähnelt und sowohl im Nah- als auch Fernkampf genutzt werden kann. Zweitere Waffe erfordert viel Eingewöhnung, kann aber schnell und vor allem tödlich sein.

Ist die Waffe gewählt, geht es auch schon los. Ihr messt euch online gegen andere und versucht, so viel Farbe wie möglich auf einer der zwölf Karten zu verteilen, die es zur Veröffentlichung gibt. Enthalten sind dabei sowohl neue Karten, auf denen ihr spielen könnt, als auch alte und abgeänderte aus vorherigen Teilen. Zusätzlich wird es, ähnlich wie bei anderen Nintendo-Spielen, auch kostenlose Updates mit weiteren Karten geben. Diese sollen in den nächsten zwei Jahren erscheinen und das Portfolio erweitern.

splat 3Im Revierkampf habt ihr drei Minuten Zeit, das Match für euch zu entscheiden. Neben dem Einfärben gilt es aber auch, den Gegner Steine in den Weg zu legen. Dies ist am einfachsten durch Abschüsse. Erwischt euch ein Gegner, werdet ihr zum Startpunkt zurückgesetzt. Dort könnt ihr euch entweder von diesem Punkt aus erneut ins Getümmel werfen oder zu einem Mitstreiter katapultieren. Doch seid gewarnt, die Gegner sehen, ob ihr in der Nähe landet und so kann ein ungeschickter Sprung schnell im erneuten Tod enden. Sind die drei Minuten rum, kommt es zur Auswertung. Das Team, das prozentual mehr Fläche mit der Teamfarbe bedeckt hat, hat gewonnen. Für einen Sieg gibt es Erfahrungspunkte, die das Level eures Inklings steigern, wodurch ihr neue Waffen kaufen könnt. Außerdem levelt auch euer Equipment und der sogenannte Katalog, in welchem ihr auch diverse Items freischaltet. Zusätzlich bekommt ihr pro Runde Geld für neue Items.

Sobald die Runde vorbei ist, gelangt ihr zurück in die Lobby und könnt entscheiden, ob ihr weiterspielt, eure Ausrüstung ändert oder aufhört. Durch die kurze Spielzeit pro Match passiert es schnell, dass man Runde an Runde hängt und die Zeit dabei komplett vergisst. Die Lobby bietet euch außerdem die Möglichkeit, an Dummies eure Waffen auszuprobieren und an einem Gacha-Automaten Boni und Items zu ziehen. Ein witziger Zusatz ist der Umkleideraum, in dem ihr euren eigenen Spint ausschmücken und in die von anderen Spielern reinschmulen könnt.

 

Für jeden Farbtopf einen Deckel

splat 4Neben dem Standard-Modus Revierkampf gibt es allerdings noch so einiges zu erkunden. Allen voran ein eigenständiger Single-Player-Modus, in dem ihr zusammen mit eurem Gefährten Salamini eine eigene große Welt zu erkunden habt. Dabei wird nicht zu knapp mit der Gag-Kanone gefeuert. Wenn ihr neu dabei seid oder ungern im hektischen Multiplayer untergehen wollt, ist der Modus für euch genau richtig. In den acht bis zehn Spielstunden seid ihr gut unterhalten und lernt natürlich auch den Umgang mit euren Waffen.

Wo Spaß ist, muss es aber auch ernst werden und dies geschieht im Anarchie-Kampf. Hinter dem Namen verbirgt sich der Ranglisten-Modus, der für die Hartgesottenen ist. In diesem gibt es fünf verschiedene Spielmodi. Diese wechseln im Zweistundentakt samt Karte, auf der der Kampf ausgetragen wird. Zwischen klassischen Spielarten wie Herrschaft, wo ein bestimmter Bereich eingefärbt und gehalten werden muss, gibt es auch das Muschelchaos, bei dem ihr Muscheln sammelt, die auf magische Weise zu einem Football werden, welchen ihr wiederum in den Korb der Gegner werfen müsst. Klingt verwirrend? Ist es auch. Leider gibt es für die verschiedene Spielarten im Anarchie-Kampf nur schriftliche Tutorials, die mehr schlecht als recht sind, wodurch es schnell zu Überforderung und vermeidbaren Niederlagen kommen kann. Die größte Schwachstelle sind allerdings die Unterkategorien des Modus. Ihr könnt wählen, ob ihr Einzelkämpfe oder eine Serie startet. Eine Serie endet, wenn ihr fünf Siege eingefahren habt oder drei Niederlagen in Kauf nehmen musstet. Dies gibt einiges an Punkten für den Rang und lässt euch entspannt vorankommen. Der Kniff ist allerdings, dass dieser Modus nur alleine spielbar ist und nicht mit Freunden. Zusammen mit Freunden kann man sich nur für den offenen Anarchie-Kampf registrieren. In diesem spielt ihr lediglich eine Runde und bekommt so wenig Rangpunkte, dass ihr es auch gleich lassen könnt. Ebenfalls ärgerlich ist, dass die beiden Modi nicht voneinander getrennt sind und jeweils keinen eigenen Rang haben. Am Ende wird da sehr viel Potenzial verspielt, »Splatoon 3« zu einem Top-E-Sport-Titel zu machen.

splat 5Doch das ist nicht alles, denn ihr könnt mit Freunden weiteren Koop-Spaß im Horde-Modus Salmon Run erleben. Dieser ist schon aus »Splatoon 2« bekannt und feiert seine dauerhafte Rückkehr. Zusammen mit bis zu drei Freunden schlag ihr euch durch KI-Gegnerwellen, die euch ans Leder wollen. Dabei gibt es einiges freizuschalten. Neben Equipment winken auch Bonus-Coupons, welche im Revier- und Anarchie-Kampf für Bonus-XP oder -Geld sorgen.

Neu hingegen ist das eigens für »Splatoon 3« erfundene Kartenspiel Revierdecks. Hier wird das erste und einzige Mal in »Splatoon 3« auf die Bremse getreten. In ruhigen Runden könnt ihr ein Spielbrett aus Kästchen mit euren Sammelkarten einfärben und auch Booster mit neuen Karten gewinnen. Es ist zwar weniger hektisch, aber mindestens genauso fordernd, da die Revierdeck-Gegner nicht ohne sind. Einen direkten Modus, um gegen andere Spieler anzutreten, gibt es nicht, aber vielleicht überrascht euch Nintendo ja in der Zukunft damit.

 

Schnelle Kämpfe vs. schlechte Verbindung

splat 6Technisch hat »Splatoon 3« zum Vorgänger keine große Schippe draufgelegt und doch sieht alles ein bisschen schicker aus. So schick, wie es eben auf derselben Konsole möglich ist. Hierbei ist trotzdem nicht zu verachten, dass das Spiel innerhalb der Kämpfe komplett flüssig läuft und es keinerlei Probleme mit Frame-Einbrüchen gibt. Dies ist bei solch einem schnellen und kompetitiven Shooter selbstverständlich wichtig. Anders sieht es allerdings in der Stadt Splatsville aus. Hier fallen die Bilder pro Sekunde gerne mal immens nach unten. Darüber kann aber gerne hinweggesehen werden, wenn dafür alle spielrelevanten Aktivitäten flüssig wie frisch aufgetragene Farbe laufen.

Trotz der perfekt laufenden Kämpfe gibt es trotzdem ein großes Problem, mit welchem sich Nintendo seit jeher rumschlägt: die Onlineverbindung. Es ist für euch zwar viel leichter geworden, Kämpfen von Freunden beizutreten oder diese einzuladen, jedoch streikt die Verbindung gerne mal. Dies ist besonders ärgerlich im Ranglistenspiel, wo es ja doch um wichtige Punkte geht. Fliegt ihr raus, zählt das Spiel für euch als Niederlage und dies passiert relativ häufig. Dabei ist die Verbindung zu den Nintendo-Servern das altbekannte Problem. Nintendo verspricht allerdings Abhilfe, ein Patch ist wohl in Arbeit und wird zeitnahe erscheinen. Zum aktuellen Stand wird es euch allerdings zur Weißglut treiben. Was allerdings gut funktioniert, wenn die Verbindung hält, ist es, nach einem Spiel auch weiterzuspielen. Es dauert meist nur wenige Sekunden, bis ihr ein neues Match gefunden habt, weshalb alte Niederlagen schnell vergessen sind und auch Verbindungsfehler nicht immer den ganzen Spielspaß verderben.

Splatoon 3: Mein Fazit

gelber DaumenDie Inklinge sind zurück und begeistern mit wenig Neuerungen trotzdem. »Splatoon 3« kann als ein großes Update des Vorgängers angesehen werden und lässt die Herzen der Fangemeinde höherschlagen. Schnelle Kämpfe, ein herausfordernder Single Player und ein Minispiel für Deckbauer sind die Highlights. Trotzdem ist nicht alles perfekt wie ein fehlender Modus, um mit Freunden an Ranglisten-Serien teilzunehmen, oder Probleme mit der Serververbindung zeigen. Trotzdem ist »Splatoon 3« der Multiplayer-Titel des Jahres und Nintendo zeigt, dass auch mal weniger mehr ist. Für Veteranen der Reihe ein Muss und für Neulinge auf alle Fälle ein guter Titel, um einzusteigen.

 

Plus Minus
  • schnelles, flüssiges Gameplay
  • viele unterschiedliche Modi
  • fordernder Story-Modus
  • viele Anpassungsmöglichkeiten
  • tolles Design
  • abwechslungsreicher Ranglisten-Modus
  • kaum Neuerungen
  • instabile Verbindung beim Online-Modus

Rezensionsexemplar - Nintendo

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