Interview – KSM Anime (Dokomi 2017)

Mikrofon ausgepackt, Ständer aufgebaut und Aufnahme: Überall, wo sich Menschen treffen, gibt es auch immer Leute, die Spannendes zu erzählen haben. Einige davon kriegen wir hin und wieder vor unsere Kamera, vor unseren Notizblock oder in Skype und Teamspeak gezogen.

KSM Anime - LogoUrsprünglich hatte die KSM GmbH gar nichts mit Anime am Hut. Literaturverfilmungen waren das Steckenpferd des Independent-Labels. Dann stieß man auf Naruto – die immer noch größte Marke des Publishers. Mittlerweile ist die Anime-Sparte mit eigenem Label und 290 einzelnen Veröffentlichungen aus rund 50 Serien und Filmen fester Bestandteil des Unternehmens. Darunter fallen TV-Klassiker wie Mila Superstar und Digimon, aber auch aktuellere Titel wie No Game No Life und Overlord. Daran sind auch Thobias Quaß und Erik Stadel beteiligt, die im Gespräch mit uns über aktuelle Highlights, die Schwierigkeiten mit der Gintama-Bearbeitung, den Stand von Anime für die Kino-Betreiber und ihren Partnershop Anime Planet sprachen.

In Textform:

Starten wir mit was Allgemeinem: Ihr habt sowohl Serien meiner Kindheit wie Mila Superstar und Digimon als auch aktuellere Titel wie No Game No Life bei euch im Programm. Was läuft bei euch besonders gut?

Erik Stadel: Generell sind es die Sachen, die du angesprochen hast, also diese alten Serien. Gerade Digimon läuft extrem gut, aber natürlich auch einige Neuheiten wie zum Beispiel No Game No Life. Ich glaube, das ist unser bester Titel von den Aktuelleren. Jetzt im Moment haben wir Overlord ganz aktuell und frisch dabei, der auch noch gar nicht im Handel ist und schon sehr, sehr gut läuft. Ansonsten halt die Nippon-Klassiker. Damit haben wir schließlich angefangen beziehungsweise haben es uns auf die Fahne geschrieben, denn wir wollen unbedingt die Klassiker-Serien wieder zurückbringen, weil es die Leute einfach feiern. Die kennen die Serien noch von früher aus dem Fernsehen, deswegen wollten wir dem wieder eine Chance geben und es hat funktioniert.

Naruto war euer erster Titel, gell?

Erik Stadel: Genau, damit haben wir gestartet. Ich glaube, da hatte in der Firma noch überhaupt niemand Ahnung von Anime. Man kannte das nur von RTL II. Dann hat man es sich gekauft und geschaut, was daraus wird. Mittlerweile ist Naruto einfach unser größter Brand, den wir haben, und geht auch noch ewig weiter.

Welcher Titel liegt euch besonders am Herzen?

Thobias Quaß: Von unsere Titeln liegt mir besonders No Game No Life am Herzen – den finde ich sehr, sehr gut – und Blood Blockade Battlefront – für den schlägt mein Herz. Das sind quasi meine Lieblingstitel aus unserem Programm.

Erik Stadel: So genau kann ich dir das gar nicht sagen. Ich gucke auch nicht so extrem viel wie mein Kollege. Den neusten Naruto-Film zum Beispiel finde ich extrem cool. Den achten Film Blood Prison finde ich auch nicht schlecht. Ich bin aber auch nicht so festgelegt. Ich schaue hier und da rein und lasse mich dann überraschen. So tief in der Szene bin ich auch nicht. Ich will einfach die Story sehen und dann entscheide ich weiter.

Story ist ein gutes Stichwort: Auch eine Herzensangelegenheit ist bestimmt Gintama. Der hat nicht nur viele Folgen, sondern auch eine große Fanbase. Ich kann mir vorstellen, eine Serie mit so viel Wortwitz war nicht ganz leicht zu übersetzen. Wie unterscheidet sich ein Gintama von euren anderen Produktionen.

Thobias Quaß: Ich denke, ich spreche für unsere Produktmanager, wenn ich sage, dass gerade Gintama ein sehr, sehr schwerer Titel war – vor allem was das Dialogbuch und die Übersetzung angeht. Außerdem war der Lizenzgeber sehr fordernd. Es war dann so, dass sie jedes Dialogbuch freigeben mussten. Dabei gab es auch Unstimmigkeiten, weshalb es umgeschrieben werden musste. Zum Beispiel wollten wir eigentlich diese urjapanischen Witze und Dialoge ins Deutsche übertragen, damit die Deutschen es besser verstehen – denn nicht jeder versteht einen japanischen Witz. Das wollten die japanischen Lizenzgeber nicht und so mussten wir alles wieder auf Japanisch münzen, wodurch in der deutschen Umsetzung dahingehend wieder etwas verloren gegangen ist. Das ist schade. Wenn man in der Anime-Szene drinsteckt, funktioniert der Titel aber und man hat mächtig seinen Spaß – er verarscht immerhin viele Serien wie Bleach oder Naruto. Ehrlich gesagt hätte es besser sein können, aber wir haben das Beste daraus gemacht.

Es ist nun mal schon ein Unterschied: Die anderen Serien haben eine in sich geschlossene Story und erzählen ihr Universum. Gintama bedient sich einfach überall. Das ist sicher ein bisschen schwieriger, anstrengender und zeitraubender, aber ich glaube, wir haben einen ganz guten Kompromiss gefunden. Von daher sind wir gespannt, wie die Leute es finden und verfolgen das auch aktiv. Wir lesen das alles gerne.

Kommen wir zu was ganz anderem: Stichwort Kino. Ihr habt gegen Anfang des Jahres geschrieben, dass die großen Kino-Ketten keinen Bedarf an zusätzlichen Kino-Vorstellungen haben. Jetzt hatten wir dieses Jahr schon Yu-Gi-Oh – The Dark Side of Dimensions auf Platz 17 der Kinocharts, Sword Art Online – Ordinal Scale auf Platz 8 und jetzt ganz neu Digimon Adventure Tri – Chapter 1 auf Platz 12. Hat sich an der Situation etwas geändert?

Erik Stadel: Nein, leider nicht. Die Kinos vertreten weiterhin den Standpunkt, dass Anime weiterhin nur als eintägiges Event starten sollen. Man hält sich dann die Option offen, dass wenn die Kinokasse klingelt und extrem viele Leute reingehen, noch weitere Vorstellungen gebucht werden, was jetzt aber zum Beispiel bei Digimon Adventure Tri – Chapter 1 nicht der Fall war. Bei Yu-Gi-Oh hatten wir noch ein paar Folgescreenings. Etwa die zwanzig größten Kinos haben gesagt, dass sie noch eine Vorstellung bringen. Jetzt bei Digimon Tri war es nicht so.

Aber es hängt auf jeden Fall damit zusammen, dass im Moment sehr, sehr viel Anime im Kino kommt. Ich meine, wir haben jetzt Filme rausgebracht, Kazé bringt, Peppermint bringt. Letztes Jahr fing das an und dieses Jahr geht es genauso weiter. So ein großes Angebot gab es noch nie und die Kinos müssen sich erst mal darauf einstellen.

Aber seid ihr so an sich zufrieden mit der Entwicklung?

Thobias Quaß: Gerade weil jetzt so viel kommt – also diese monatlichen Events von Kazé, diese Events von Peppermint, unsere Events, haben die Kinos schon fast ein Terminproblem. Sie wollen dann auch nicht zwei Filme in zwei Wochen. Und dann ist da die Frage, wann man den Film bringt, damit man nicht mit einem anderen kollidiert und ihn sich damit kaputt macht. Das ist schon anstrengend, weil man sich überlegen muss, was man noch ins Kino bringt und was nicht. Aber es ist gerade noch auf einem guten Weg. Alle sind zufrieden: Die Kinoketten sind zufrieden, wir sind damit noch zufrieden und die Fans sind wohl zufrieden. Es könnte natürlich besser laufen: Jetzt bei Digimon war es schade, dass es kein zweites Screening gab, weil sich viele beschwert haben, dass sie an diesem Tag nicht konnten. Aber das läuft so noch eine Weile. Da müssen wir durch.

Der nächste Titel neben Digimon Tri steht aber auch schon in den Startlöchern.

Thobias Quaß: Wir können da gar nichts zu sagen. Das sind wie immer strategische Lizenzfragen.

Und K – Missing Kings?

Thobias Quaß: Der Film war mal fürs Kino angedacht, ob das am Ende jetzt wegen dieser Situation passiert, ist was anderes. Weil K ist halt kein Brand, das man kennt. Es hat nicht die Breitenwirkung wie ein Digimon, ein Yu-Gi-Oh, ein Dragonball oder ein Fairy Tail. Man muss halt gucken, ob die Kinos das wollen, ob sich das für uns dann irgendwann auch lohnt und ob man sich dann damit nicht einen Digimon-Film kaputt macht, weil man dann noch ein K ins Kino schiebt. Von daher muss man noch mal überlegen, ob man das auch wirklich tut. Die Tendenz geht eher zu den größeren Filmen.

Letztes Thema: Anfang Mai hat euer Partnershop Anime Planet aufgemacht. Mit im Angebot sind exklusive Gesamtausgaben in schicken Metallboxen. Mich würde einfach interessieren, wie diese Partnerschaft zustande gekommen und wer überhaupt Anime Planet ist.

Erik Stadel: Neben Anime haben wir auch noch Realfilme im Programm und in dem Bereich hatte unser Geschäftsführer schon mal mit dem Geschäftsführer von Anime Planet – also von der RG Vision GmbH – zu tun. Na ja, und Anime Planet wurde jetzt von dieser anderen Firma ins Leben gerufen, weil die das Potential in diesem Markt gesehen haben. Nun wollten sie damit starten und haben uns angefragt: „Hey, wir sind neu im Markt und würden den Fans gerne etwas Exklusives bieten. Könnt ihr für uns nicht diese Future-Packs – also diese Metallverpackungen – herstellen?“ Darauf sind wir eingegangen und Anime Planet hat dann eben die gesamten Kontingente abgekauft. Das ist genau so ein Händler wie Amazon oder Müller. Es steht jetzt bei denen im Lager und sie hoffen natürlich, dass jetzt auch viele darauf aufspringen, und wir natürlich auch, weil wir denen das exklusiv gegeben haben. Digimon Tri  ist jetzt im Vorverkauf und Yu-Gi-Oh kommt nächsten Monat und es läuft schon ganz gut. Das Angebot wird dankend angenommen, da haben wir viel positives Feedback von den Shopbetreibern zurückerhalten.

Wir sind froh, dass wir da jetzt einen strategischen Partner haben, der mit uns auch mal ein paar exklusivere Sachen macht – auch Merchandise. Die Media-Saturn-Märkte zum Beispiel verkaufen kein Merchandise und für Amazon müssten wir viel mehr herstellen, was wir gar nicht können. Und die nehmen auch mal kleine Mengen. Da sind wir froh und können einmal ausprobieren, was funktioniert.

Habt ihr sonst noch was auf dem Herzen?

Thobias Quaß: Geht ins Kino, um Digimon zu gucken. Ganz ehrlich: Die Filmreihe braucht jeden Besucher. Es gibt auch eigentlich in jedem Kino diese Pappaufsteller. Von daher macht das Kino an, wenn ihr sie nicht kriegt.

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