Manga-Review: Beasts of Abigaile – Oppression und Shōjo? Geht das zusammen?

Beasts of Abigaile - Cover
Titel: Beasts of Abigaile
Genre: Drama / Romanze
Mangaka: Spica Aoki
Release: 2016 (JP)
Bände: 4 à 192 Seiten
Publisher: Tokyopop
Preis: 6,95 € pro Band

»To Your Eternity«, »Made in Abyss«, »Meine Wiedergeburt als Schleim in einer anderen Welt« – nach den Highlights des Jahres braucht man dieses Jahr definitiv nicht mit der Lupe zu suchen. Wer aber dennoch das Gefühl hat, etwas übersehen zu haben, für den habe ich vielleicht noch ein Überraschungshighlight: Das folgende Review dreht sich nämlich um die Manga-Reihe »Beasts of Abigaile« von Spica Aoki. Zwischen roten Rosen, süßen Typen sowie Mädels mit buschigen Wolfsohren und Schweifen lässt der Manga eigentlich jedes Shōjo-Herz schneller schlagen. Bekannt wurde die Mangaka im Jahr 2011 allerdings bei der Künstler-Community Pixiv mit »SPREE★KILLER« – einem Manga über eine gleichnamige Metalband aus der Hölle. Sieben Jahre später gibt sie nun ihr Deutschlanddebüt. Übrigens: Nachschub ist ebenfalls bereits im Anmarsch. Mit »Devil★Rock« erscheint im Januar 2019 ein weiteres Werk der Mangaka bei Tokyopop.

(Zusammenfassung)

Nachdem sie an ihrer Schule in Japan ständig gemobbt wurde, fängt Nina ein neues Leben bei ihrer Tante und ihrem Onkel in Ruberia an – einem mysteriösen Stadtstaat an der Küste Europas weltbekannt für seine roten Rosen und seine Werwolfslegende. Gerade angekommen wollte sie sich eigentlich nur die neue Umgebung ansehen, als ihr eine düstere Gestalt auf der Straße entgegenrennt. Sie begreift schnell, dass es sich um einen Geflohenene aus der berüchtigten Gefängnis-Insel Abigaile handeln muss, doch beim Versuch, ihn aufzuhalten, wird Nina von ihm gebissen und verliert das Bewusstsein. Als sie wieder aufwacht, befindet sie sich auf direktem Wege nach Abigaile und muss mit Erschrecken feststellen, dass sie sich zu einem Wolfsmenschengattung namens Loup-Ga mit Wolfsohren und einem Schweif verwandelt hat …

eigene Beschreibung

Handlung

Zu Beginn wird man mit der Protagonistin gleich zweimal in die neue Welt geworfen: Erst erfährt man etwas über die Legende der Werwölfe der Rosenstadt Ruberia, dann lernt Nina schon gezwungenermaßen die Gefängnisinsel Abigaile von innen kennen. Es bleibt temporeich. Spannend macht die Geschichte die Mischung aus Märchen und Shōjo sowie Schul-Setting und Mystery-Elementen. Dieser Kontrast weckt definitiv Interesse! Stück für Stück erfährt man mehr über die Welt und dessen dunkle Geheimnisse um Ausbeutung & Co. Durch spannende und plotintensive Szenen ist es für die Mangaka nicht nötig, auf Fanservice zurückzugreifen. Dennoch ist das Gefühlschaos perfekt: Unerwiderte Liebe, andere Formen, you name it. In jedem der vier Bände steigt die Spannung. Man möchte unbedingt wissen, wie es zu alledem kam und wie die Sache ausgeht. Etappenweise werden Siege errungen, die mit einem großen Showdown enden, wobei keiner der Kämpfe übertrieben wirkt. Was ebenfalls positiv anzumerken ist, ist, dass der Manga dabei nicht ins Schwarz-Weiß-Denken verfällt. Das Einzige, was mich an der Handlung stört, ist das Ende. Zwei Charaktere verschwinden so traurig schnell von der Bildfläche, dass ich mir schmerzlichst einen anderen Ausgang gewünscht hätte.

Charaktere

Beginnen wir mit Nina Tsukishiro: Sie ist die süße, mutige und leicht tollpatschige Protagonistin, die für ihre guten Ansichten einsteht, selbst wenn sie sich dadurch selbst zum Opfer macht. Dies beweist sie durch ihre guten Taten wie das Beschützen der Schwächsten und ihrer Aufrichtigkeit gegenüber Freunden und Feinden gleichermaßen. Obwohl ihr auf ihrem Weg immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, versucht sie ihr Bestmöglichstes für sich und andere zu geben. Zum anderen ist da die Fashionista Dario, die als gute Seele Nina zur Seite steht und auch einige Mal selbst im Mittelpunkt der Handlung den Leser amüsiert. Dann gibt es noch zwei Jungs, die Nina den Kopf verdrehen. Gil ist der Sunnyboy der Truppe. Auch er ist hilfsbereit und unterstützt die Schüler der Akademie. Durch seine Aufgabe als Sekretär des Schülerrats ist er keine unwichtige Person. Roy ist das absolute Gegenteil. Er gilt unter den Lehrern als Störenfried und ist hier der Badboy mit Herz. Aber es gibt nicht nur gute Seelen. Eva sieht Nina in Bezug auf Alpha Roy als Konkurrenz und Angelica nimmt als Vorsitzende des Schülerrats zwar eine bedeutendere Rolle ein, stellt aber die Zicke dar. Dann wäre da noch Poh. Er wird von allen gemieden und rangiert unter den Unbeliebtesten, was man am Verhalten der anderen gegenüber ihm schnell begreift. Weshalb er so unbeliebt ist, erfährt man später. Nina aber sieht das Gute an ihm und ist gewillt, ihn zu beschützen.

Die Charaktere sind nicht nur schnell erstellte Marionetten eines Theaterstücks, jeder hat seine eigene kleine Geschichte, die in einem großen Ganzen zusammenläuft. Viele haben eine traurige Vergangenheit, was ihre Entscheidungen nachvollziehbar macht. Natürlich gibt es einige Konflikte in Sachen Liebe, die auch den Plot beeinflussen. Dies macht es zu einer guten Mischung liebevoll erstellter Charaktere.

Zeichenstil

Schon beim ersten Blick auf die einzelnen Cover fällt auf, wie liebevoll und detailreich sie gestaltet wurden. Schnörkelige Rahmen, blumenblätterreiche Hintergründe und im Vordergrund die Protagonistin Nina in Begleitung. Dies setzt sich auch im Manga fort. Die Cover der jeweiligen Kapitel in schwarz-weiß sind ebenso auf einem hohen Niveau, dass sie sich super in einem Artbook in Farbe machen würden. Auch an den Charakteren hat die Mangaka vorbildlich gearbeitet: Nina wird allgemein sehr süß dargestellt, kann aber in kämpferischen Auseinandersetzungen immer wieder ihre rebellische Seite unter Beweis stellen. Bei Dario sah man durch ihre extravaganten Outfits beispielsweise sofort ihre Wertschätzung für Mode. Roy und Gil wirken durch ihr Auftreten und die Art, wie und welche Schuluniform sie tragen, edel, stark und gleichzeitig unantastbar. Auch Poh sah man sofort an seiner Augenklappe und der zerrissenen Kleidung an, dass es ihm nicht gut ging. So wurden alle – auch die grimmigen Wärter – zeichnerisch charakterisiert. Gab es witzige Situationen oder aufreibendere Emotionen, waren die Figuren im Chibi-Format. Bei spannenden, schnellen Handlungen wie zum Beispiel Auseinandersetzungen wurden Speedlines und schiefe Panels genutzt. Aber auch wenn es im Manga um Werwölfe geht, werden die Charaktere nicht bestialisch dargestellt. Durch die Ohren und den Schwanz sehen sie sogar niedlich und gutherzig aus. Allgemein wurde ein niedlicher, verträumter Zeichenstil passend zu der Märchenwelt gewählt.

Fazit

Handlung: Charaktere: Zeichenstil: Gesamt:
8 / 10 8 / 10 7 / 10 78 / 100

Wie es sich herausstellte, ist »Beasts of Abigaile« eben nicht einfach nur ein Märchen in Manga-Version, sondern eine mitreißende, märchenhafte Geschichte über Liebe, Unterdrückung und Hoffnung! Gleich zu Beginn nimmt Nina uns mit auf ihr temporeiches Abenteuer in der Rosenstadt und auf dessen Gefängnisinsel und man leidet bei den vielen tiefgründigen Charakteren direkt mit oder freut sich für sie. Eingerahmt wird der Plot von einem wunderschönen Zeichenstil, der immer wieder Anspielungen auf die Shōjo-Klassiker der 80er Jahre macht.

Plus Minus
  • einfallsreicher Plot über die Märchenvorlage hinaus
  • tiefgründige Charaktere
  • relevante Themen & gute Message
  • Wuchtigkeit der Thematik geht stellenweise im Storytelling verloren.
  • Die Geschichte fühlt sich nicht für alle Charaktere abgeschlossen an.

Ähnlich: Vampire Knight (Manga)

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